Unser neues Aufsichtsratsmitglied

Interview mit Jonas Gorsch

Jonas Gorsch ist seit Ende April neues und jüngstes Mitglied des Aufsichtsrats der PRIOGO AG.

Im Interview verrät er uns wie es dazu kam, dass er in den Aufsichtsrat gewählt wurde und was ihn motiviert.

Aufsichtsratsmitglied Jonas Gorsch

Herr Gorsch, Sie sind Ende April in den Aufsichtsrat von PRIOGO berufen worden. Bevor wir darüber sprechen, wie es dazu gekommen ist, erzählen Sie doch einmal, wer Sie sind und was Sie beruflich machen.

Ich bin 27 Jahre alt und wohne mit meiner Partnerin in Aachen. Ich studiere seit 2013 Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau an der RWTH in Aachen, habe im technischen Bereich Energietechnik vertieft und bin gerade dabei, meine Masterarbeit abzuschließen. Durch das Studium bin ich mit den erneuerbaren Energien in Berührung gekommen und habe meine Bachelorarbeit über Batteriespeicher geschrieben. Da im Studium eher theoretische Aspekte vermittelt werden, habe ich mehrere Praktika in der Erneuerbare-Energien-Branche absolviert und so auch die praktische Seite kennengelernt. In meiner Masterarbeit beschäftige ich mich mit der Entwicklung eines 2nd-Life-Batteriespeichers, wobei ich sowohl technische Aspekte durchleuchte, als auch die Wirtschaftlichkeit. Im Herbst 2020 werde ich voraussichtlich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH mit meiner Doktorarbeit beginnen. 

Wie ist der Kontakt zu PRIOGO entstanden?

Der Kontakt ist während meines Studiums durch ein Praktikum entstanden. Nachdem ich zunächst ein Praktikum bei E.ON Deutschland im Strategiebereich gemacht habe, hatte ich das Gefühl, noch wenig über die technische Umsetzung von Projekten gelernt zu haben. Ich wollte gern mehr Einblick in die Praxis gewinnen, wo ich näher an Technik und Kunden bin. Da ich PRIOGO kannte, habe ich mich um einen Praktikumsplatz beworben und diesen auch bekommen.  Hier durfte ich dann von A bis Z alles mitmachen: Ich war mit draußen bei Kundengesprächen, habe mit den Elektrikern Tesla Powerwalls installiert, aber auch mit dem Vorstand über Strategie und Ausrichtung diskutiert. So konnte ich das ganze Unternehmen in allen Bereichen kennenlernen und unglaublich viel lernen. Nach dem Praktikum sind wir weiter in Kontakt geblieben und ich habe verfolgt, wie sich das Unternehmen entwickelt hat. 

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie in den Aufsichtsrat gewählt wurden? In Ihrem Alter ist das recht ungewöhnlich.

Ich glaube, es ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die mich für diese Aufgabe qualifizieren. Einmal bin ich gerade aufgrund meines Alters prädestiniert, weil der Vorstand sich einen Kandidaten gewünscht hat, der jung ist und neue Impulse setzen kann, vielleicht nicht so eingefahren denkt und anders an Dinge herangeht, als jemand mit 30 Jahren im Berufsleben. Dazu bringe ich großes Interesse an den erneuerbaren Energien sowie der Frage mit, wie wir die Energiewende schaffen können. Zudem verfüge ich durch mein Ingenieurstudium über den technischen Hintergrund und das nötige Verständnis für die Produkte. Außerdem habe ich auch schon einiges an Praxiserfahrung sammeln können: Neben dem Praktikum bei E.ON und PRIOGO hatte ich die Chance, ein Auslandspraktikum in der Batteriespeicherproduktion bei TESLA in den USA zu machen. Auch dort konnte ich viel lernen und mich als Ingenieur weiterbilden. Zu guter Letzt bin ich Gesellschafter eines mittelständischen Familienunternehmens und habe schon früh Einblicke bekommen, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen und unternehmerische Verantwortung zu tragen. Ich vermute, diese Mischung hat den Vorstand überzeugt 🙂 Nichtsdestotrotz sehe ich die Aufgabe als eine Herausforderung, vor der ich großen Respekt habe.

Was reizt Sie an der Position als Aufsichtsratsmitglied, was ist Ihre Motivation?

PRIOGO zeigt für mich, wie die Energiewende in Deutschland Erfolg haben kann: In der Region, sektorübergreifend und mit Pioniergeist werden CO2-sparende und für den Kunden wirtschaftlich attraktive Energielösungen umgesetzt. Ich bin absolut motiviert, als Teil dieser Unternehmung die Geschäftsführung in ihren Entscheidungen und ihrer Strategie zu unterstützen. 

Was sind Ihre Aufgaben?

Die Aufgaben eines Aufsichtsrats sind im Wesentlichen Beratung und Kontrolle, wobei ich den Schwerpunkt ganz klar in der Beratung und weniger in einer Kontrollfunktion sehe. Mein Ziel ist es, den Vorstand so gut es geht zu entlasten und gemeinschaftlich wichtige Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört zum Beispiel, neue Geschäftsfelder zu entwickeln oder neue Ziele zu definieren. 

Wie weit geht Ihre Entscheidungs- und Mitbestimmungsbefugnis? Könnten Sie z.B. auch Vorhaben des Vorstandes kippen?

Rechtlich gehört zu den Aufgaben eines Aufsichtsrats die Überwachung des Vorstands und dessen Entscheidungen. Damit ist formal natürlich eine große Einflussnahme möglich. Da ich PRIOGO aber schon länger kenne und nach Gesprächen mit dem Vorstand und meinen Aufsichtsratskollegen sagen kann, dass die Zusammenarbeit bisher immer sehr einvernehmlich war, sehe ich bei meiner Aufgabe ganz klar die beratende Funktion im Vordergrund. Wir ziehen an einem Strang und ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit sehr harmonisch ablaufen wird.

Was wollen Sie als Mitglied des Aufsichtsrats bewirken? Wie wird die Entwicklung von PRIOGO in Zukunft aussehen?

Ich möchte auf der einen Seite natürlich neue Impulse setzen, aber ebenso wichtig ist es, etablierte Wege gemeinschaftlich weiter zu gestalten. PRIOGO ist Vorreiter darin, die einzelnen Bereiche – Photovoltaik, Wärme und Mobilität – zu kombinieren, und zeigt sehr gut, wie die Energiewende funktionieren kann. Diesen Weg möchte ich mit vorantreiben. Dazu gehört, die richtige Unternehmensstrategie zu entwickeln und zukünftige Wege zu definieren. Eine große Aufgabe wird auch sein, weiter daran zu arbeiten, dass PRIOGO führender Anbieter im Bereich Sektorkopplung in der Region bleibt oder das Einzugsgebiet sogar noch ausbaut.  

Was für einen zeitlichen Aufwand bedeutet Ihre Mitgliedschaft?

Da ich erst Ende April in den Aufsichtsrat berufen wurde, kann ich das noch gar nicht so genau absehen. Formal ist es so, dass der Aufsichtsrat 2-3 Mal im Jahr zusammenkommt. Das ist natürlich nicht viel, von daher ist es wichtig, dass darüber hinaus ein guter Informationsfluss stattfindet und der Aufsichtsrat regelmäßig vom Vorstand über aktuelle Themen informiert wird. Wie das genau ablaufen wird, werden wir in den nächsten Wochen in der Praxis sehen. 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Aufsichtsratsmitgliedern, die deutlich älter sind als Sie? Können Sie sich behaupten?

Die Zusammenarbeit steht ja noch ganz am Anfang, aber ich habe ein sehr gutes Gefühl. Ich bin sehr wohlwollend aufgenommen worden und fühle mich von den anderen beiden Aufsichtsratsmitgliedern – Kai Eimermacher und Peter Rochel – voll akzeptiert. Wir stehen im Austausch und haben auch außerhalb der Sitzungstermine Kontakt. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit und bin überzeugt, dass wir alle drei voneinander profitieren können, gerade weil jeder einen unterschiedlichen Background hat. Peter Rochel kommt aus der Beratung und beschäftigt sich viel mit Start-ups, Unternehmensentwicklung und neuen Geschäftsideen. Kai Eimermacher deckt als Jurist die rechtliche Seite ab. Ich selbst kann als Ingenieur technische Fragen beantworten. So ergänzen wir uns gegenseitig. Ich bin sicher, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren und Spaß machen wird. 

Wo sehen Sie die Zukunft von PRIOGO bzw. der Solarbranche?

PRIOGO gilt als Vorreiter im Bereich Sektorkopplung und zeigt vorbildlich, wie die Energiewende funktionieren kann: in dem man nicht mehr auf einzelne Bereiche wie Solar, Wärme oder Mobilität setzt, sondern diese miteinander verbindet. Das bundesweit umzusetzen, wird eine große Aufgabe sein. Außerdem denke ich, dass das Projektgeschäft in den nächsten Jahren noch eine größere Rolle spielen wird. Auch hier hat PRIOGO schon die Weichen gestellt.

Generell wird sich die Elektromobilität weiter entwickeln. Ich habe das Gefühl, dass Elektroautos als Ausdruck eines Lebensstils noch an Bedeutung gewinnen werden. Der Einzelne kann zeigen, dass er die Energiewende selbst in die Hand nimmt. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig und ich sehe ein riesiges Potenzial, schon beim Endverbraucher anzusetzen: Jeder, der direkt auf seinem Handy sieht, wieviel Strom die eigene PV-Anlage erzeugt und wieviel er davon für sein E-Mobil nutzen könnte, bekommt einen ganz anderen Zugang zum Thema. Das bewirkt mehr, als wenn man in der Zeitung darüber liest. Hier müssen wir weiter ansetzen: Photovoltaik, PV-Speicher und E-Mobile nicht nur als reine Investition sehen, sondern auch als Teil eines Lebensgefühls.

Neben Master-Arbeit und Aufsichtsrat bleibt vermutlich nicht mehr viel Freizeit. Wenn doch, wo findet man Sie dann?

Ich interessiere mich für gesunde Ernährung und koche gern. Außerdem bin ich ein Outdoor-Freak. Ich genieße es, in der Natur unterwegs zu sein: Wandern, Snowboardfahren, Kitesurfen… dabei kann ich gut abschalten. Und so schließt sich der Kreis: Das Interesse an unserer Umwelt und wie wir sie erhalten können, ist mir privat als auch beruflich wichtig. 

Das Gespräch führte Manuela Jakobi.